Europa Quo Vadis?

Europa Quo Vadis? (Teil 2 / Oktober 2013)

Im Jahr 2008 sollte Amerika und schließlich die ganze Welt von der schlimmsten Finanzkrise seit der großen Depression, welche im Jahre 1929 begann, erschüttert werden. Auslöser war das Platzen der Immobilienblase, welche in der Folge aus einem Heer stolzer Eigenheimbesitzer, arme Obdachlose machte und so, jäh den amerikanischen Traum platzen ließ.

Im Umkehrschluss wurden ja auch vorher arme Obdachlose zu stolzen Hausbesitzern gemacht. Jedoch nicht aus Menschenliebe den Ärmsten gegenüber, sonder aus reinem Profit-Denken der Bankinstitute. Jedem wurden quasi die Kredite, sogenannte „Ninija-Kredite“ direkt aufgedrängt. Die Geschäfte boomten, billiges Geld am Geldmarkt bewirkten ausufernde Kreditvergaben und gerade diese Geldpolitik, wie schon von mir öfters erwähnt, war immer und wird auch immer der Stoff sein, aus dem Blasen gemacht wurden und werden.

Aber noch war es nicht so weit und alle waren glücklich. Die Hausbesitzer, denn durch die steigenden Immobilienpreise stieg auch ihr Kreditvolumen und sie konnten mit neuen Krediten ohne Schwierigkeiten die alten Hypotheken abstottern. Und für die Banken war es sowieso ein Bombengeschäft.

Doch alle Blasen haben leider die üble Eigenschaft, daß sie irgendwann auch mal platzen. Keiner weiß wann, aber irgendwann platzen sie alle. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel und so kam es wie es kommen musste. Ein steigender Leitzins bewirkte ein Fallen der Häuserpreise, zuerst mäßig, dann stärker und am Ende herrschte die reine Panik und die Häuserpreise vielen ins Bodenlose.

Die Folge, eine noch nie da gewesene Zwangsversteigerung der auf Pump gekauften Häuser, ein Meer von Obdachlosen, die von einem 200 qm Haus in ein 5 qm Zelt umsiedelten und dem bizarren Bild der menschenleeren Vorstädte stand das nicht weniger bizarre Bild der riesigen Zeltstädte gegenüber.

Auch die Banken mussten ganz stark bluten. Um den Profit zu maximieren wurde immer mehr Fremdkapital eingesetzt und so wurde nicht nur der Profit, sondern auch das Risiko maximiert. Es wollten halt wieder einmal alle dabei sein. Kredite guter, mittlerer und schlechter Bonität wurden gebündelt und daraus wurden handelbare Wertpapiere, sogenannte MBS. Diese Produkte wurden nun weltweit gehandelt, besonders in Europa fand man eine willige Käuferschaft, obwohl am Ende keiner mehr genau wusste, mit was man da eigentlich handelte.

Aber das interessiert ja schließlich auch niemanden, solange man jemanden fand, der bereit war einen noch höheren Preis für diese „Wundertüte“ zu bezahlen. Auch die großen Ratingagenturen bewerteten die Papiere mit „Triple A“, also der besten Bonität und trugen zum exorbitanten Handel bei, denn welcher Investor zweifelt schon an der Expertise der großen Ratingagenturen?

Die Sache konnte wirklich nicht gut gehen …. aber sie ging nicht nur nicht gut, es kam zum Supergau des Finanzsystems, welcher sie wie ein Flächenbrand auf die Welt ausbreitete …. doch mehr dazu kommende Woche.

Schöne Woche wünscht, Börsen-Jo


Kommentare auf FB:

Antwort: Hey frage – warum hast das nicht ein bisserl genauer ausgeführt? Ein steigender Leitzins bewirkte ein Fallen der Häuserpreise, zuerst mäßig, dann stärker und am Ende herrschte die reine Panik und die Häuserpreise vielen ins Bodenlose.

Die FED musste wegen der inflationsbekämpfung den zinssatz erhöhen (standard-prozedere – ein niedriger zinssatz kann ja durchaus inflationstreibend sein), wodurch die rückzahlungsraten für die unteren schichten unleistbar geworden sind, wodurch es wiederum zu zahlungsausfällen gekommen ist, was zu zwangsversteigerungen geführt hat, was aber wiederum zu nachfrageausfällen geführt hat … usw. usw. … ein tödlicher strudel … bombe geplatzt

das mit den mbs kannte ich auch nicht – eine geniale Idee zur Geldbeschaffung, wobei es das anscheinend schon vor dem platzen der blase gegeben hat. interessant jedenfalls.

ich schätze in deiner Fortsetzung wirst du auf die Lehmann-Brothers eingehen …

Antwort: ohne dich jetzt ansticheln zu wollen >> die Ratings wurden ja ausschließlich von amerikanischen Ratingagenturen durchgeführt – ist vielleicht auch eine kritische Note wert

„vergeben“ mein ich; durchgeführt ist nicht wirklich deutsch

sorry – ich hoffe ich schreib da jetzt nicht zuviel

Boersen-jo: ja….hast vollkommen recht… vielen dank für deine Anmerkungen …. diskutiere echt gern mit dir …. was die Ratingagenturen betrifft …. ich impliziere damit automatisch die US Ratingagenturen … weil die größten drei haben 95% Marktmacht. Und danke für den Hinweis auf die Inflation …. ich versuche es halt so komprimiert wie möglich zu halten …. aber über Inflation werde ich sicher mal einen Text machen …. auch über die Geschichte … Hyperinflation in Deutschland usw. ….. echt ein spannendes Thema … danke dir

Boersen-jo: Ich finde deine Kommentare echt eine Bereicherung, deshalb würde ich es super finden, wenn du direkt auf den Text antworten würdest … kann ruhig auch sehr kritisch sein … wäre schön, wenn sich irgendwann mal eine lebhaftere Diskussion einstellen würde …

Antwort: du – gerne. Diskussionen bereichern doch das leben und verschiedene Standpunkte bringen einen doch immer weiter bierchen klingt super – mal sehen wann der kleine das nächste mal auswärts schlafen kann

Boersen-jo: hoffe die feier gestern war angenehm leider war ich ja zum baby-sitten verdammt – bin aber derzeit eh mit diss (bzw. vorbereitungen darauf) ziemlich eingespannt

Antwort: darin sind einige interessante dinge, z.b.:

„Technisch zahlungsunfähig

Außerhalb der USA hätte selbst ein technischer Zahlungsausfall tiefgreifende Auswirkungen. Die Eurozone ist zwar noch immer mit der Wiederherstellung des Gleichgewichts und strukturellen Herausforderungen konfrontiert, aber es gelang ihr, auf den Staatsanleihemärkten für eine Phase der Stabilität zu sorgen. Ein Zahlungsausfall der USA allerdings hätte Kapitalzuflüsse zur Folge. Dadurch würde der Kurs des Euro steigen und somit die ohnehin schon beträchtlichen Schwierigkeiten hinsichtlich des Wachstums und der Beschäftigung noch erhöhen sowie die Erholung der beschädigten Ökonomien an der Peripherie beinahe unmöglich machen.

Zusätzlich zu den mit der Aufwertung ihrer jeweiligen Währungen verbundenen Schwierigkeiten wären China und andere Länder, die sich im Besitz amerikanischer Anleihen befinden, mit Kapitalverlusten konfrontiert. Man fühlt sich an die während der Krise 2008 außerhalb der USA geäußerte Fassungslosigkeit erinnert, als die Möglichkeit eines Ausfalls bei jenen Anleihen im Raum stand, die über eine implizite staatliche Garantie verfügten.“

Boersen-jo: super … danke für den Artikel … ja, deswegen steh ich auf VWL so…. ist wie Schachspielen … ja, man sieht schon, daß ein haufen kohle nach Europa wandert….und der Abwärtungswettlauf, das wird auch sicher bald zum Thema werden…

Boersen-jo: techn. zahlungsausfall is gut definiert…den USA kann per def. nicht pleite gehen…weil sie ja jederzeit Geld drucken können nach belieben….sie müssen nur jemanden finden, der ihrer Anleihen abnimmt….China…gegen elektroschrott….solang läufts…bin mitlerweile an ein paar zahlen dran,die echt erschreckend sind….

Boersen-jo: du,noch a bitte,wennst nix dagegen hast,dann bitte unter meinen texten kommentieren….ich find deine kommendare echt super und möchte, daß vielleicht andere auch teilhaben….bzw, ich würde sie gern anonym auf meine Börsenseite stellen…..mich fürds echt freun, wenn a paar leute mehr mitdiskutieren würden

Boersen-jo: und heee….super unsre letzte scrabble partie … endlich mal mit dem besseren ende für mich

Antwort: die zahlen würden mich interessieren; ich schau mir grad in meinen Vorbereitungsarbeiten für meine diss die zahlungs-, leistungs- und Kapitalbilanzen von Europa an (im vergleich zu ein paar global playern USA, China, Indien sowie den (fossile) rohstoffstarken ländern wie Saudi Arabien, Russland, etc.). die Auswertung werd ich heute angehen, sind aber nur summen; mal schauen, vielleicht find ich über die i/o-Tabellen noch was interessanten (in meiner diss mach ich ja ein i/o-modell für europa). wir sollten uns mal auf ein glas wein/bier treffen

Antwort: wow total interessant… mußt ma bei einem Bier dann genauers darüber erzählen!