Europa Quo Vadis? (Oktober 2013)

Heute möchte ich einmal ein paar kritische Wörter zur Europapolitik schreiben. Beginnen möchte ich mit Robert Mundgell, der für seine Arbeit „Theorie optimaler Währungsräume“, 1999 den Wirtschaftsnobelpreis erhalten hatte. Das schwierigste ist, das ganze möglichst einfach zu halten. Ich hoffe es auch jenen verständlich zu machen, die glauben, „Ökonomica“ sei ein spanisches Dorf.

Die nationalen flexiblen Währungen würden zugunsten einer fixen Einheitswährung, nämlich dem Euro, aufgegeben. Das Problem dabei, bei nicht ausreichender Lohnflexibilität und Arbeitskraftmobilität kann es leicht zu asymetrischen Nachfrageschocks kommen, welche mit schmerzhaften Anpassungsprozessen verbunden sind.

Gegensatz zur USA

Genau dieser Punkt wurde bei der Euroeinführung vollkommen vernachlässigt. Im Gegensatz zur USA leben wir in einem äußerst heterogenen Wirtschaftsraum. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sowohl die Kriterien der Lohn und Preisflexibilität, also auch der Arbeitsmarktflexibilität zu keinem Zeitpunkt gegeben waren.

Die einzige Möglichkeit, diese „Nachfrageschocks“ abzufedern, besteht nun in fiskalpolitischen Bemühungen, Transferzahlungen bis zu einer bestimmen Konvergenz der Staaten zu leisten. Dies führt wiederum zur Erhöhung der Staatsschulden. Also man kann sagen, es kam wie es kommen musste.

Auch wenn der Gründungsgedanke der EU als sehr positiv bewertet werden kann, war die Umsetzung alles andere als glücklich und mangels Sanktionsmechanismen waren die an sich guten Maastrichtkriterien schon nach kurzer Zeit das Papier nicht mehr wert, auf die sie geschrieben wurden. Welchen Sinn haben die beste Verträge, wenn sich niemand daran hält?

Ironie

Die Ironie dabei, gerade Deutschland unter einer rot-grünen Regierung (2002) war eines der ersten Länder, welche die Kriterien gebrochen haben. 2009 wird deutlich, dass Griechenland schon vor dem Eintritt und danach regelmäßig, seine Haushaltszahlen gefälscht hat. Im großen und ganzen kann man sagen, dass Währungsunionen in der Geschichte selten erfolgreich waren.

Aber nur zurück zum Start. Was ist passiert? Vorerst waren alle happy. Die ehemaligen Hartwährungsländer (Nordländer) konnten durch dein „weicheren Euro“ ihre Exporte ankurbeln, und die Weichwährungsländer( Südländer) kauften dessen Produkte begierig, natürlich auf „Pump“, den sie könnten Kredite zu nie da gewesenen Konditionen aufnehmen.

Und so waren alle glücklich und zufrieden. Natürlich kann dieses Spiel nicht lange gut gehen. Extreme Leistungsbilanzdefizite der Einen standen extremen Leistungsbilanzüberschüssen der Anderen gegenüber und keine flexible Währung können diese Ungleichgewichte wieder ausgleichen, sehr schlimm.

Abwertungen, über die wir Italien Urlauber uns immer wieder freuten, da die Pizza wieder günstiger wurde, war wegen der Aufgabe der nationalen Notenbanken nicht möglich, weil die nationale Geldpolitik zu Gunsten der EZB aufgegeben werden musste. Nun bleibt nur noch nationale Fiskalpolitik um zu retten was nicht mehr zu retten ist und das kostet!

Doch damit nicht genug, das schlimmste kam noch; eine üble Finanzkrise – importiert aus Übersee… mehr darüber im 2. Teil, das nächstes Mal.



Kommentare auf FB:

Antwort: ein wenig positiver bitte europa hat ja ein ziel – den europäischen binnenmarkt, um „größeren ländern“ wie den usa (u.a.) kompetitiver gegenübertreten zu können; aber klar, einfach ist’s nicht und wer lässt sich schon gern im eigenen staat die suppe versalzen. aber es ist ein guter und wichtiger weg.

Boersen-jo: das ist so, wie wenn ich das ziel hätte,profibasketballer zu werden ……die sache wird nicht funktionieren …

Antwort: es geht gar nicht darum ob es wird, es muss sonst geht der großteil europas flöten. nur dafür müssen sich alle staaten mal aufraffen und die eu als sinnvolles konstrukt umsetzen. das wird aber noch einige (viele) jahre dauern .. womit wir beim problem sind

Boersen-jo: http://www.youtube.com/watch?v=uQQm7bKJskM

Antwort: im notfall die chinesen

Boersen-jo: ja…die haben sogar ihren schrott gegen eine schrottwährung getauscht…naja…irgendwie eh fair
Antwort: bis europa ein echtes problem hat (solange werden uns die deutschen noch stützen), hat china schon soviel kohle auf der seite – die muss ja irgendwo investiert werden und europa ist nun mal ein wichtiger importeur von china-billigzeugs. die können sich einen solchen nachfrageeinbruch nicht leisten. da muss man einfach ein wenig spekulieren und bis dahin haben unsere (unfähigen) politiker eine gnadenfrist …

nein ernsthaft. eine rückkehr zu den alten währungen kann nicht im sinn von europa sein. mit dem euro hat europa immerhin eine Währung, mit der der dollar unter druck gesetzt werden kann bzw. der einfluss der usa besser kontrolliert werden kann (stichwort petro-dollar).

Boersen-jo: naja…petro dollar…da gibts ja auch viele theorien…auf alle fälle wird der petro dollar stark fallen müssen um ,damit sich die handelsbilanzen ,bzw. die enormen schulden abbauen…anders wirds nicht gehen…und wir sehen ja jetzt schon einen abwertungswettlauf…und dabei gibts langfristig sicher keinen gewinner…..aber ich denk ja auch nicht,daß wir alle zu den alten währungen zurückkehren…

obwohl die einführung des euro´s andere gründe gehabt hat, wie von dir beschrieben….(frankreich)….werd eh darüber schreiben mal demnächst

Antwort: jup – das mit den schulden ist ein problem. nur mit dem heutigen system wird’s schwierig. schulden abbauen ohne die konjunktur zu beeinträchtigen – das ist eine enorme herausforderung, überhaupt – wie du ja im blog wunderbar beschrieben hast – bei märkten bei denen ein rülpser vom ezb- oder fed-vorsitzenden reicht, um eine nächste krise an den finanzmärkten (o.ä.) hervorzurufen …

bin gespannt wie man sich für diese situation die lösung vorstellt; die konjunktur wird ja schon die ganze zeit durch die niedrigen zinsen künstlich angetrieben (wobei ich persönlich ja davon profitiere ), allerdings ist es ja fast unvorstellbar, dass diese wieder anbehoben werden – dann kommt es wohl zu einem investitionsstopp und das ganze beginnt wieder von vorne.

die folge wäre wohl wieder die nächste krise … die amis haben mit dem schwachen dollar ja schon jetzt einen vorteil gegenüber uns, können ihn aber nicht wirklich ausnützen; die schweiz durch den zu starken franken wiederum einen nachteil … irgendwie passt das alles nicht wirklich …

Boersen-jo: danke….ja, sehe ich genauso…. Schweiz und Gold….das war immer schon ein Hafen der Sicherheit …. siehe 2 wk.